- Filioque
- Filioque[lateinisch »und vom Sohn«], durch die Theologie des Kirchenvaters Augustinus angeregter Zusatz der abendländischen Kirche zum christlichen Glaubensbekenntnis, der besagt, dass der Heilige Geist vom Vater »und vom Sohn« ausgeht, womit dessen volle Göttlichkeit (als die dritte Person der Trinität) unterstrichen werden sollte. Das Filioque war seit 589 in der spanischen, seit 767 in der fränkischen Kirche in Geltung; Karl der Große ließ es 809 auf einer Synode in Aachen anerkennen. In Rom wurde es 1014 offiziell eingeführt und ging als Zusatz zum Glaubensbekenntnis (Nicänokonstantinopolitanum) in die römische Liturgie ein. - Aufgrund eines vom abendländischen theologischen Denken abweichenden Zugangs der östlichen Kirchen zum Trinitätsdogma (von der Dreiheit der Personen gelangt man zur Einheit des Wesens, nicht umgekehrt) verschärfte das Filioque den Streit zwischen Ost und West. Beim Morgenländischen Schisma (1054) war es ein Anklagepunkt des Patriarchen Michael Kerullarios gegen Rom. 1438/39 wurde auf dem Unionskonzil von Florenz über die Berechtigung des Einschubs und über den Lehrinhalt diskutiert. In der Schlussdefinition unterschrieben die Griechen die Anerkennung der Einfügung. Heimgekehrt, widerriefen die meisten ihre Unterschrift; eine Synode in Konstantinopel verwarf 1484 die Einigung von Florenz offiziell. Die Orthodoxie blieb bis heute dabei. Die katholischen (unierten) Ostkirchen sind nicht verpflichtet, den Zusatz zu übernehmen. - Die Kirchen der Reformation stehen in der abendländischen Liturgietradition und halten - ebenso wie die Anglikaner - am Filioque fest, während es die Altkatholiken aufgrund einer Übereinkunft mit den orthodoxen Kirchen (Bonn 1874 und 1875) aufgegeben haben.
Universal-Lexikon. 2012.